Wagnis oder Erfolg? – Neues Gottesdienstkonzept geht in Oyten an den Start
„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“, heißt es. So schlimm sei es zwar noch nicht um die Kirchengemeinde St. Petri bestellt, aber trotzdem sind die Besuche seit Jahren rückläufig und Ehrenamtliche wie Seelsorgende machen sich so ihre Gedanken. Die Menschen und ihre Bedürfnisse ändern sich, heute vielleicht öfter und schneller als früher, das gilt auch und erst recht für die Menschen in Oyten. Was macht und wo bleibt Kirche da? Wer vor dieser Realität die Augen verschließe und sich in Luftschlösser, in die gute alte Zeit flüchte, werde das mit der Zeit nicht nur spüren, sondern sicherlich irgendwann auch gehen, sind sich die Verantwortlichen sicher. Gottesdienstbesuche und Austritte sprechen jedenfalls eine klare und unmissverständliche Sprache. „Doch die Hände einfach in den Schoß legen und gedankenverloren in Erinnerungen an bessere Zeiten schwelgen, den Sargnagel halten, wollen wir als Seelsorgende und als Kirche mitten im Ort nicht.“, sagt Pastor Michael Weiland, „Denn was wir zu sagen haben, ist gut und wichtig.“ „Gleichwohl registrieren wir die Veränderungen in den Bedürfnissen, die sich besonders dort abzeichnen, wo wir angefragt bzw. gefragt werden und wo nicht mehr.“, so Weiland weiter.
Neu ist das Thema freilich nicht, doch hat es in den letzten Jahren und durch Corona an Fahrt und Brisanz zugenommen. Mit der neuen Realität konfrontiert heißt es Wege finden, sich als Kirchengemeinde, als Kirche mitten im Ort neu zu erfinden. Die Kirchengemeinde versucht das seit einiger Zeit, zuletzt durch die intensive Beschäftigung und Auswertung der kirchlichen und soziodemografischen Daten (EGIS). Mit den beiden neuen Seelsorgern kam der Schwung und auch der Durchbruch. Und so hat die Kirchengemeinde für das kommende Jahr ein neues Gottesdienstkonzept entwickelt, das – so die Hoffnung der Verantwortlichen – nicht nur die Menschen in Oyten und ihre Bedürfnisse besser in den Blick nimmt, sondern auch die individuellen Gaben und Talente der ehren- und hauptamtlich Tätigen stärker berücksichtigt. Bei den Gottesdiensten anzusetzen, sei genau die richtige Entscheidung gewesen, weil diese trotz sinkender Zahlen nach wie vor einen wesentlichen Arbeitsbereich darstellen und weil Veränderungen gerade in diesem Bereich an Herz gehen und aus dem Luftschloss bzw. der Komfortzone holen. Weiter wie bisher geht es jedenfalls nicht. „Unsere Speisekarte wird vielfältiger und wir hoffen, dass da für jede und jeden was dabei ist.“, lässt Weiland blicken. „Freilich ist das auch für uns ein Wagnis, weil Sicheres, Bewährtes auch in Frage gestellt wird, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Voll ist die Kirche doch nur noch bei großen Beerdigungen und an Heiligabend – da brauchen wir uns nichts vormachen. Letztlich wird es auf uns, auf jede und jeden Einzelnen in der Kirchengemeinde Oyten ankommen, ob dieses Experiment, dieses Wagnis erfolgreich sein wird oder nicht.“, ergänzt Pastorin Silke Oestermann. Die Weichen sind jetzt gestellt und die Verantwortlichen willens und motiviert.
Über ihr neues Gottesdienstprogramm und ihre neuen Formate informiert die Kirchengemeinde ausführlich auf ihrer Webseite und in einem gesonderten Programmheft, das die Gottesdienste eines halben Jahres ansprechend und nach Schwerpunkten sortiert darbietet. Diese Hefte liegen an verschiedenen Orten aus und werden an Heiligabend an die Besuchenden verteilt.